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Skulpturen und Grafik

Menschenbilder

Johannes Rieser * Bildhauer und Grafiker

Johannes Rieser fertigt vor allem Kleinplastiken aus Bronze, kombiniert mit Holz, Stein, Edelstahl. Neben Tieren ist der Mensch sein bevorzugtes Sujet, den er in realistischer, aber auch in formal stark reduzierter Form abbildet. Die grafischen Arbeiten beschränken sich hauptsächlich auf Kaltnadelradierungen, in denen die Verwendung von Farbe kaum eine Rolle spielt. Daneben existieren noch Tusche- und Bleistift-Zeichnungen. Einfache, karge Bilder, in denen Abstraktion und Kontraste wichtige Aspekte sind.
Johannes Rieser appelliert mit seiner Kunst an das Gefühl des Betrachters. Mit seinen plastischen Arbeiten berührt er die Menschen in Bereichen, die heutzutage nahezu verlorengegangen sind. Fast archaisch muten diese Gefühle an, die Rieser mit seinen Plastiken und Skulpturen freisetzt. Das Innerste des Menschen wird berührt – nicht mit dem Knüppel, sondern leise und sensibel.
Daß Rieser Zugang zu den Gefühlen der Menschen findet, liegt auch daran, daß er den Alltag interpretiert. Dabei handelt es sich meist um Interpretationen des Daseins im weitesten Sinne. Die menschliche Existenz wird unter den Aspekten von Wagnis und Gefährdung betrachtet: Riesers Figuren balancieren auf dünnen Stäben, hängen an Seilen über dem Abgrund. Sie fordern sich selbst heraus, obwohl sie nicht wissen, ob sie diese Herausforderung bestehen.
Aber auch der Aspekt Schicksal spielt eine große Rolle: Der Mensch steht vor überfordernden Situationen, in denen er versuchen muß, irgendwie zurechtzukommen. Er stemmt sich gegen die ihm aufgebürdeten Lasten und trotzt den Schwierigkeiten des Lebens.
Ein Teil von Riesers Exponaten interpretiert zwischenmenschliche Beziehungen, vor allem die Paar-Darstellungen. Die menschliche Existenz ist dialogisch, auf ein Du bezogen. Johannes Rieser ist fasziniert von diesen psychologischen Bereichen. Ihn interessiert nicht die Oberfläche, sondern das, was darunter verborgen ist. So sind seine Werke zwar realistische Darstellungen von Menschen und Tieren, aber keine idealisierten. Die Umsetzung von Gefühlen: Angst, Freude, Unsicherheit, Distanz zeigen sich in ihnen. Realismus ist hier mehr als die Abbildung der Wirklichkeit, Realismus ist die Auslotung von Charakterzügen. Der Mensch ist nicht perfekt, lautet die Botschaft.
Daneben findet sich eine Anzahl von Figuren, die aus Freude an ästhetischen Bewegungen entstanden sind und eine anmutige Leichtigkeit widerspiegeln: grazile Tänzer beispielsweise oder kraftvolle Athleten. Viele Arbeiten halten Aktionen in entscheidenden Momenten fest, fast wie der Schnappschuß eines Reporters.
Johannes Rieser arbeitet hauptsächlich mit dem Werkstoff Bronze. Daß seine Figuren so spontan und lebendig wirken, hat viel mit seiner Arbeitsweise zu tun. Er formt die Figuren aus Wachs – ohne großes theoretisches Konzept, das ihm in seiner Spontaneität nur hinderlich wäre. Die Bewegung, die Stellung der Arme und Beine, die Spannung der Muskeln werden ohne Modell, aus der Erinnerung heraus, gebildet. Nach dem Guß, bei dem das Wachsmodell geschmolzen wird und verloren geht, legt Johannes Rieser letzte Hand an die Bronzefiguren. Dadurch erhalten sie ihren ganz spezifischen Ausdruck.
Trotz seiner Vorliebe für Bronze benutzt Johannes Rieser auch andere Stoffe in seinen bildhauerischen Arbeiten: Holz, Eisen, Gips, Ton, Papier und selbst Kunststoff finden Verwendung. Wichtig ist dabei nicht das Material an sich, sondern ob sich damit eine Idee möglichst spontan umsetzen läßt.

Stimmen zu den Arbeiten von Johannes Rieser:

„Riesers Bronzen fliegen, schweben, überwinden in ihrer künstlerisch fixierten Aktion die Schwerkraft und wirken manchmal so, als habe man einen Film angehalten.“ (Straubinger Tagblatt)
„Wichtig sind ihm die handwerklich perfekte Ausführung, der ästhetische Anspruch, die Symbolkraft der Darstellungsweise im Sinn der Identität von Gehalt und Form, wenn der Gehalt (z.B. psychische Befindlichkeiten wie Zuneigung oder Unsicherheit) Form geworden ist, so daß Beschriftungen und Titel im Grunde unnötig wären.“ (Dr. Helmut Wagner)