Ein Querschnitt durch das Schaffen der Malerin und Kinderbuchautorin Stilleben – Illustrationen Linol- und Holzschnitte
26. August – 2. Oktober 2005
Sie zählt zu den erfolgreichsten und bekanntesten Kinderbuchautorinnen der Welt. Christoph Thoma nannte sie in der Süddeutschen Zeitung einmal die „niederbayerische Astrid Lindgren“: Marlene Reidel. Die Grande Dame des Kinderbuchs schrieb und illustrierte bis heute über 200 Bücher.
Daneben entstand ein umfangreiches malerisches und grafisches Werk, das dem Kinderbuchschaffen in nichts nachsteht. Einen gediegenen Querschnitt aus diesem über fünfzigjährigen Schaffen zeigt das Leonardi-Museum in Aigen vom 26. August bis 2. Oktober 2005.
Schon früh entdeckte Marlene Reidel den Linolschnitt für sich und nutzte ihn für ihre Buch- und Märchenillustrationen. Recht bald jedoch erweiterte sich der Motivkreis und die Schnitte verselbständigten sich zu teilweise großformatigen Einzeldarstellung: Heilige, einheimische wie auch exotische Tiere, selten gewordene Pflanzen ebenso wie Stadt- und Landschaftsansichten und Szenen aus der berühmten Landshuter Fürstenhochzeit.
Für die etwas rauhere Problematik der Räubergeschichte vom Mathias Kneißl ging Marlene Reidel in den 60er Jahren zum Holzschnitt über. Auch in dieser Technik brachte sie es zur Meisterschaft, die Drucke überzeugen noch immer durch ihren thematisch angemessenen kantigen Ausdruck.
Ein weiterer Sujetkreis im künstlerischen Schaffen wurde durch Glas stimuliert. Schon in den 50er Jahren begeisterten sich die Landshuter Malerin und ihr Mann, der Bildhauer Karl Reidel, für den durchscheinenden, lichtdurchlässigen Werkstoff. Es entstand eine weithin beachtete Gläsersammlung. Dieses „Glasfieber“, wie die Eheleute es nannten, fand sein vielfältiges Echo in den Stilleben, die Marlene Reidel seit damals malt. Inzwischen ist ein beachtlicher Corpus an Gemälden mit Farbkompositionen entstanden, in denen sie den Lichtbeugungen und Farbreflexen in und durch Glaskörper und Hohlgläser mit dem Pinsel forschend nachspürt. In diesem Teil ihres Werkes hat sich die Malerin der Erkundung der mannigfachen Farb-Facetten verschrieben, die entstehen, wenn das Licht sein Glasfarbenspiel beginnt.
Marlene Reidel studierte in den 40-ern Malerei an der Akademie der bildenden Künste in München. Bereits 1965 erhielt sie den Kulturpreis Ostbayern. Es folgten viele andere Auszeichnungen. 1991 schließlich verlieh ihr der Freistaat Bayern die Auszeichnung Pro Meritis, 1997 den Bayerischen Verdienstorden. Vor zwei Jahren ehrte die Stadt Landshut sie mit der Ausstellung Kasimir & Co. Die Retrospektive, die die Museen der Stadt Landshut unter Dr. Franz Niehoff ausrichtete, zog in acht Monaten 32.000 Besucher an.